Lassen sich für ein Marathon-Rennrad noch neue Kaufanreize schaffen? Die meisten
Hersteller versuchen es mit besserer Aerodynamik, mehr Systemintegration, breiteren
Reifen oder (noch) mehr Federkomfort. Cannondale verfolgt mit dem neuen Synapse einen völlig anderen Ansatz – mit Features, die man an Straßenrennrädern bisher nicht kannte: eine fest installierte, StVZO-konforme Beleuchtung und ein Sicherheitssystem namens „SmartSense“, zu dem Rücklicht und Warnradar gehören. Dazu kommen bewährte und wartungsfreundliche Komponenten – vom klassischen Ahead-Vorbau bis zum eingeschraubten BSA-Tretlager.
Sicherheitsfeatures bedeuten mehr Gewicht
Eher pragmatisch veranlagte Radsportler und Radsportlerinnen, die in erster Linie unbeschwert Rennrad fahren wollen, dürften das neue Modell der US-Amerikaner begrüßen. In den TOUR-Test, der auf puristische Rennräder ausgelegt ist, geht das Synapse allerdings mit einem kleinen Handicap, das man bei der Interpretation der Noten bedenken sollte: Denn das Sicherheitsplus durch Licht und Radar bedeutet zusätzliches Gewicht. Schraubt man all das ab, bleibt ein modernes Carbonrahmen-Set, das etwas leichter und komfortabler ist als sein Vorgängermodell.
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Erst behäbig, dann ein Vergnügen - Fahrverhalten des neuen Synapse
Das für diese Preisklasse außergewöhnlich hohe Gesamtgewicht des Rades von 9,4 Kilogramm lässt sich allerdings nicht nur auf die Beleuchtung schieben. Auch die Laufräder sind vergleichsweise schwer und wären erste Kandidaten für ein Upgrade. Lenker, Vorbau und Sattelstütze sind funktional tadellose, aber nicht besonders leichte Teile aus Aluminium. Angesichts der gebotenen Ausstattung wirkt der Preis des Testrades sportlich. Andererseits wird auch die Konkurrenz teurer, mit seinem Konzept besitzt das Synapse zudem ein Alleinstellungsmerkmal.
Verlagssonderveröffentlichung
Auf den Antritt reagiert das Synapse etwas behäbig. Einmal in Fahrt gebracht, werden auch längere Ausfahrten zum Vergnügen: Die Sitzposition ist nicht zu aufrecht, das Lenkverhalten angenehm neutral und präzise, und die günstigen, 30 Millimeter breiten Vittoria-Reifen rollen erstaunlich gut. Auch die etwas in die Jahre gekommene, mechanische Elffach-Ultegra-Schaltung arbeitet perfekt.
Lichtanlage & Radar am Cannondales Synapse 2
Bleibenden Eindruck hinterlassen aber definitiv die elektronischen Helferlein. Befindet sich die Elektronik im Stand-by-Modus, springen Licht und Anzeigepanel des Garmin-Radars automatisch an, sobald sich das Vorderrad dreht. Steht das Rad länger als sechs
Minuten lang still, gehen Licht und Radar wieder aus.
4 Bilder
Foto: Skyshot/Greber
Radar mit Bremslicht im Praxistest
Der Frontscheinwerfer von Lezyne leuchtet die Straße hell und gleichmäßig aus. Das breite Garmin-Rücklicht steuert die Helligkeit je nach Umgebungslicht und
besitzt Zusatzfunktionen: Wenn sich ein Auto sehr schnell nähert oder der Radfahrer bremst, bewirken Sensoren, dass das Licht heller wird. Das zeigt Wirkung, auch am Tag: Mehrere Testfahrer bestätigten den Eindruck, dass Autofahrer beim Überholen mehr Abstand hielten als üblich. Ein Autofahrer sprach uns sogar lobend auf das Bremslicht an und wünschte, es würde Pflicht. Auch das Radar haben wir schnell schätzen gelernt: Logisch und übersichtlich zeigt die LED-Leiste am Lenker an, ob, wie viele und wie schnell Autos sich von hinten nähern. Das ist auf dem Rennrad besonders praktisch, weil man wegen des Fahrtwinds den motorisierten Verkehr erst hört, wenn er schon neben einem ist. Das Radar funktioniert sehr zuverlässig und über große Entfernungen, Fehlalarme gab es auf mehreren Hundert Test-Kilometern keine. Das Signal lässt sich auch über Warntöne ausgeben, was allerdings nur bei wenig Verkehr ratsam ist.
Akkukapazität und Konnektivität
Die Energie liefert ein zentraler Akku, der in einer Halterung auf dem Unterrohr sitzt. Hier lässt sich das System auch ein- und ausschalten und der Ladezustand kontrollieren. Als Powerbank kann er sogar Smartphone oder Radcomputer aufladen. Die Kapazität erscheint uns etwas knapp bemessen: Bei Temperaturen um null Grad lieferte der Speicher nur gut zwei Stunden Strom, dann ging das Licht aus. Zwar lässt sich das Licht auch per Schalter oder in der zugehörigen App ausschalten und so Strom sparen, allerdings geht dann ein wichtiges Sicherheitsfeature verloren. Wirklich rund wäre das System mit einem Nabendynamo, der den Akku während der Fahrt lädt, zumal das Aufladen per USB-C-Kabel mehrere Stunden dauert.
Foto: Skyshot/Greber
Die Smartphone-App kann Fahrten aufzeichnen, mehrere Räder verwalten oder an Wartungsintervalle erinnern. Auch als Anzeige für Fahrdaten und das Radar kann sie dienen, wirklich benötigt wird sie für den Betrieb des Synapse aber nicht. Das Modell mit der einfachsten Ausstattung ohne Radar und mit Shimanos 105-Gruppe heißt 3 L und kostet 3.499 Euro. Das Garmin-Radar ist ab dem hier getesteten 2 RL für 4.499 Euro mit an Bord. Das Top-Modell markiert das Synapse Carbon 1 RLE mit elektronischer Dura-Ace, Carbonlaufrädern und schnellen Vittoria-Reifen für 8.999 Euro.
Fakten zum Cannondale Synapse Carbon 2 RL
- Preis 4.499 Euro >> hier erhältlich
- Gewicht Komplettrad 9,4 Kilo
- Info www.cannondale.com
Gewicht Rahmen/Gabel/Steuerlager* 1.130/451/73 Gramm / Rahmengrößen** 48, 51, 54, 56, 58, 61 cm / Sitz-/Ober-/Steuerrohr 525/570/165 mm / Stack/Reach/STR*** 591/387 mm/1,53
Ausstattung
- Antrieb/Schaltung Shimano Ultegra (2x11, 50/34, 11-34 Z.)
- Bremsen Shimano Ultegra Disc (160/160mm)
- Laufräder/Reifen (Gewichte) Fulcrum Rapid Red 900/Vittoria Rubino Pro 30mm (v./h. 1.569/2.089 Gramm)
*Gewogene -Gewichte. ** Herstellerangabe Testgröße fett. *** Stack/Reach proji*ziertes senkrechtes/waagerechtes Maß von Mitte Tretlager bis Oberkante Steuerrohr; STR (Stack to Reach) 1,36 bedeutet eine sehr gestreckte, 1,60 eine aufrechte Sitzposition.
Foto: Skyshot/GreberCannondale Synapse Carbon 2 RL
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